Tag 4
Malung-Särna-Idre
Zur gewohnten Zeit gegen 09:00 Uhr ging es weiter, nicht ohne ein exzellentes Frühstück im Sankt Olof. Das beste Frühstück bisher.
Überhaupt, auch wenn ich mich wiederhole, Schwedenreisende sollten dort mindestens einmal übernachten.
Selbstverständlich wurde als erstes der Baumarkt in Malung besucht.
Dort wurde ein wenig Kram eingekauft, Batterien, Mückenmittel, usw.
Wir hatten uns entschlossen auf den möglichen Gewalttrip über 600 km zu verzichten, und stattdessen einen gemütlichen Tag einzulegen.
Also weiter Richtung Särna. Anfangs war die Straße recht belebt, es handelt sich ja um eine Hauptverbindungslinie. Nach dem Wechsel auf die Landstraße 311 wurde es zunehmend dünner. Ein wunderbarer Streckenverlauf, eigentlich perfekt für Motorradfahrer führte uns Sälen vorbei, bis wir gegen 11:30 in Särna einliefen. Särna ist sowas wie ein Knotenpunkt für individuell Reisende, man trifft dort eigentlich immer auf skurrile Gestalten und interessante Leute. Da passten wir gut dazu, ob wir zu den Skurrilen oder Interessanten zählen, weiß man aber nicht.
Zu erwähnen sind die beiden BMW Enduro Fahrer, die wirklich alles dabei hatten, Zelte, Bier, Angeln, Zusatztreibstoff, Whiskey, Ausrüstung um die große Flut und den Meteoriteneinschlag zu überleben.
Es gab dort Benzin für unsere Vehikel und Kaffee für uns, den besten Kaffee der Welt (Die Abstimmung darüber war nicht einstimmig!)
In der Tankstelle dort treffe ich seit Jahren immer wieder auf einen alten Einsiedler, er lebt 15km weit im Wald und läuft jeden Tag morgens zur Tanke um dort Lotto zu spielen und den Leuten seine Geschichte zu erzählen, abends läuft er wieder durch den Wald nach Hause.
Letztes Jahr sah er deutlich weniger verwahrlost aus, richtige Schuhe, keine Gummistiefel, und: ein Fahrrad! Damals meinte er, er hätte mit einem Los gewonnen.
Dieses Jahr nun hätte ich den fast nicht erkannt, so „ordentlich“ sah der aus, und er hat ein Auto!!!
Leute, Lottospielen lohnt sich!
Nach unserer Pause gabs eine kleine Runde, ca. 40 Km durch die Wälder, auf Schotter natürlich.
An einem wunderbaren See wurden Photos geschossen und Videos gedreht, außerdem gabs eine ausgiebige Brotzeit.
Das schwedische Mückenschutzmittel „Myggspray US622“ erwies sich als überaus wirksam. Es geht das Gerücht um, das die US Truppen dieses Zeug damals über den Wäldern von Vietnam versprüht haben. 😊
Auf jeden Fall zerfrisst es Plastikteile und Mückenfüsse.
Nachdem wir im Wald unseren Rallyespaß hatten ging es auf Asphalt weiter, und zwar wiederum die 311, die nur schnurstracks nach Norden führt. Dieses Teilstück gehört zu den schönsten Strecken die ich kenne, Kurve an Kurve, alle eher weich und harmonisch in die Wälder und Felsen gebaut. Ein Traum!
Dieser tollen Strecke folgten wir bis Sörvattnet, auf Höhe des 62. Breitengrades, des nördlichsten Punktes der bisherigen Reise. Außerdem lagen dort etwa 830 Höhenmeter an.
Die Natur ist dort geprägt von niedrigen Gewächsen, Kiefern, Birken, die weitaus älter sind als sie aussehen, und natürlich von jeder Menge Flechten und Moos. Die Rentiere freuen sich sehr darüber. (die kommen in dieser Geschichte noch zweimal vor)
Von da an bewegten wir uns Richtung Süden aufs Sporthotel in Idre zu. Unterwegs gab es dann endlich einige lebende Rentiere zu sehen, die, wie Rentiere es eben tun, die Straße auf voller Breite für sich beanspruchten. Nur äußerst widerwillig und mit viel Gemurmel ließen uns die Viecher dann doch vorbei.
Das Sporthotel wartete mit recht viel Luxus auf uns, den wir gerne annahmen.
Die Aussicht vom Balkon ist spektakulär.
Wir reservierten im Restaurant und kramten noch eine Weile herum, es war ja erst 17:00 Uhr.
Beim Abendessen gabs dann: Rentier!! Hah! Das haben die sturen Viecher davon! 😊
Morgen gehts nach Norwegen. Nach Lom und zum Geirangerfjord. Freue mich schon sehr darauf!
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